Die Anfänge - Gründung des Männergesangvereins Algund

Wie öfters bei Vereinen, so liegt auch die Gründung des Männergesangvereins Algund im Dunkeln. Die spärlichen Aufzeichnungen, die sich finden ließen, ergeben ein unvollständiges Bild, in dem eine Reihe von Bausteinen fehlen. Trotzdem gibt es einige Eckdaten, die das nunmehr fast hundertjährige Bestehen des Männergesangvereins Algund dokumentieren, wenn
auch mit möglichen zeitlichen Unterbrechungen.

Das genaue Gründungsdatum des Männergesangvereins Algund ist leider nicht bekannt. Sicher ist, dass noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges die Gründung erfolgte. Das Jahr 1912 darf mit Sicherheit als Geburtsjahr des neuen Vereins angesehen werden.

Über die Entwicklung bis 1920 liegen uns so gut wie keine Aufzeichnungen vor. Vermutlich war die Vereinstätigkeit durch die Kriegswirren sehr eingeschränkt, vielleicht sogar unterbrochen.

Der Männergesangverein in den Zwischenkriegsjahren

Ab dem Jahre 1920 gibt es einige Aufzeichnungen, die die Wiederaufnahme der Tätigkeit dokumentieren. So wird im „Burggräfler” vom 28. August 1920 bereits die Absicht bekundet,

„einem Gesangverein eine Heimstätte zu eröffnen, wo das deutsche Lied gehegt und gepflegt werden soll“.

Und weiter heißt es in der Aufzeichnung:

„Die Eröffnung des Gesangvereines wird demnächst erfolgen.“

Am 2. Oktober 1920 hielt der junge Verein seine ordentliche Hauptversammlung ab, bei welcher 19 aktive Mitglieder anwesend waren. Im Bericht des „Burggräflers” vom 11. Oktober 1920 steht dazu folgendes:

„Der Obmann, Kaufmann Zeno Plack, begrüßte die Erschienenen, gedachte in seiner Ansprache der im Kriege gefallenen Mitglieder und forderte die Anwesenden auf, zum Zeichen der Trauer sich von den Sitzen zu erheben. Hierauf wurde zur Erledigung der Tagesordnung geschritten, die hauptsächlich in der Neuwahl des Ausschusses und in der Verlesung des Kassaberichtes und der den Verein seit 1914 betreffenden Vorkommnisse bestand. Alles wurde genehmigend zur Kenntnis genommen. Die Neuwahl hatte folgendes einstimmiges Ergebnis: Obmann Zeno Plack, Stellvertreter Peter Tröbinger (neu), Chormeister Anton Waldsberger, Kassier Anton Zorzi, erster Schriftwart Fidelius Buschauer, zweiter Albert Häusler; erster Archivar Josef Huber, zweiter Alois Gorfer (beide neu) und Tafelmeister Ludwig Kuen (neu). Hierauf forderte der Obmann die Sänger auf, tatkräftig und eifrig mitzuwirken und dem deutschen Liede jederzeit die gebührende Achtung und Ehre zu erweisen. Mit dem Absingen des Vereinswahlspruches „Durchs schöne Etschtal töne laut der deutsche Sang so hehr und traut“ wurde die Versammlung geschlossen“ .
(Burggräfler Nr. 216, 11.10.1920, Aus Stadt und Land)

In einem weiteren Bericht über eine Heimkehrerfeier im Herbst 1920 heißt es im „Burggräfler”:

„Der vor kurzem gegründete Gesangsverein berechtigt zu großen Hoffnungen. Bereits 25 Mitglieder sind es, die unter der Leitung Zeno Placks wacker Übungen halten. Und wenn auch einmal der „NEUE“ feurig durch die Kehle rinnt, gibt’s vielleicht auch feurige Liedlein dazu“.

Wenn das nicht gute Aussichten für den jungen Verein waren!

Wichtigste Quelle in diesen ersten Jahren des MGV ist der „Burggräfler” (erschienen 1883-1926). So berichtet diese Meraner Zeitung am 21. Juni 1920 vom plötzlichen Tod des Chormeisters, der seinen Verletzungen (Kriegsverletzungen?) erlag. Außerdem stößt das erste öffentliche Konzert beim Löwenwirt auf recht gute Kritiken. Lobende Worte gibt es im Bericht bereits damals für die „landauf landab bekannte Algunder Musikkapelle”, welche
den Männergesangverein unterstützte. Hier nun der ganze Bericht:

„Mit Stolz kann die Gemeinde Algund auf eine neue Errungenschaft ihrer Bewohner auf dem Gebiet der schönen Künste blicken. Es ist ein aus 18 Mitgliedern bestehender Männergesangverein, der gestern mit dem ersten Konzerte beim Löwenwirt vor die Öffentlichkeit trat. Die Tenöre sind vorläufig schwach besetzt, und außerdem verlor der Verein erst vor wenigen Tagen den Chormeister infolge seiner Verletzung. Es gelang jedoch, rechtzeitig dafür Ersatz zu schaffen und das Konzert wurde gehalten. Die Sangesvorträge wurden mit dem Motto eingeleitet: „Durchs schöne Etschland töne laut der deutsche Sang, so hehr und traut!“

Das folgende Foto zeigt den Männergesangverein Algund um das Jahr 1927. Es sind insgesamt 19 Mitglieder abgebildet, die namentlich nicht mehr alle bekannt sind.
Zwei Namen fehlen zur Gänze. Die Aufnahme wurde beim Gasthof „Etschtaler“ gemacht.

 

 

Erste Reihe von links:
Felix Borek, Binder; Simon Bertagnolli, Kaufmann; Nr.3 unbekannt; Zeno Plack, Kaufmann; Anton Gstrein, Lehrer; Anton Zorzi, Maurermeister; Nr.7 unbekannt.
Zweite Reihe von links:
Josef Trojer, Ludwig Kuen, Steinmetz; (…) Hoenester; (…)Zipperle; (…) Jauk, Totengräber; (…) Henninger, Tapezierer; Franz Kofler, Spengler.
Dritte Reihe von links:
Rudolf Gorfer, Schuster; Anton Folie, Tischler; Alois Gorfer,Plätzenbauer; (…) Bollinger; Josef Huber, Schuster.

 

So weit die spärlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Die politischen und geschichtlichen Ereignisse (Option, Krieg) lassen darauf schließen, dass der MGV nicht kontinuierlich seine Tätigkeit ausübte und ab 1940 wohl nicht mehr bestand.

 

Vorne von links: Johann Breitenberger, Anton Zorzi (Maurer), Zeno Plack, Franz Kofler
Hinten von links: Geselle bei Breitenberger, Toni Huber unterm Bam, Pollinger, Karl Bertagnolli, Josef Leiter, Simon Bertagnolli

 

Ein uns unbekannter Umstand - wahrscheinlich wohl Krieg und Auswanderung - führten dazu, dass sich 1940 der Chor - oder der in der Heimat verbliebene Teil davon - dem Fotografen stellte.